kia ora! (willkommen/hallo in Maori Sprache)

Donnerstag, 08.10.2015

Meine letzten 3 Wochen in Neuseeland waren sweet assss!! (Sweet as bedeutet soviel wie 'sehr cool') - aber der Reihe nach.

Am Donnerstag, 10. September kam ich nach relativ entspannten Flügen (viiiele Filme :P) in Auckland an. Von Teamern meiner Partnerorganisation wurden wir abgeholt und mit einem Bus zu dem Hostel gebracht, für welches meine Organisation die ersten 2 Nächte schon vorgebucht hatte. Am Freitag gab es im partnerbüro meiner Organisation eine Einführung mit viielen Infos über einfach alles was fürs arbeiten und reisen wichtig ist. Den Rest des Tages und den Tag drauf hab ich damit verbracht meine nächsten Wochen zu planen (burgerking wurde zu meinem Stammplatz wegen freiem WLAN :P). Auckland ist keine besonders schöne Stadt, aber dennoch ganz cool.

Es gibt ein Netzwerk das nennt sich wwoof (World-Wide Opportunities on Organic Farms), das Prinzip ist auf einer Farm mitzuarbeiten und helfen gegen Kost und Logie. Ich habe viele wwoof hosts angeschrieben und Sonntag Abend hab ich ganz spontan eine Zusage bekommen, und zwar von Rodney, einem Maori (sozusagen die "Urkultur" hier), der irgendwo im niergendwo lebt. Ich hab dann ganz spontan ein busticket für den nächsten Tag (Montag der 14.9) gekauft, nach kerikeri (4,5 Std fahrt). Von dort hat mich Rod um 3 Uhr abgeholt und sind nach mitimiti gefahren, einem kleinen Ort mit vlt 20 Häusern die über die Hügel verteilt sind. Es war schon dunkel (hatten auf dem Weg noch einiges eingekauft - die Chance muss er nutzen in der "Zivilisation" zu sein, da der nächste kleine Laden eine Std von ihm entfernt ist!). Plötzlich steht da einfach mal ne Herde von Kühen auf der Straße, irgendwie ein lustiges Bild! Das sind keine wilden Kühe, aber die Besitzer hier lassen sie frei rumlaufen was ich irgendwie cool finde. Irgendwann hörte die Straße auf - und wir sind auf dem Strand weiter gefahren, was echt cool war- sowas erlebt man ja normal auch nicht.

Rod lebt alleine (hat aber 5 erwachsene Kinder) in einem süßen selbst gebauten einfachen Häuschen. Strom produziert er über eine Solaranlage selber, eine Quelle aus den Bergen benutz er als Wasserquelle (muss also nichts zahlen), Waschmaschine oder Spülmaschine hat er nicht, auch keinen Wasserkocher sondern eine alte Teekanne zum Wasser erhitzen (auf dem Gasherd), keine Heizung sondern einen kleinen Ofen. Er hat einen Gemüsegarten, viele Obstbäume, Fisch angelt er selber und für Fleisch geht er im Bush jagen, den sein Häuschen umgibt. Ich find diese Lebensweise echt irgendwie toll! Er wohnt direkt am Meer - kilometerlanger Sandstrand, Sanddünen... - es ist wirklich ein Paradies da, ich konnte gar nicht mehr aufhören fotos zu machen. Er besitzt 40 Pferde, die aber nicht alle in seinem großen Paddock sind, sondern viele laufen außerhalb einfach frei rum was ich wirklich toll finde, weil die einfach ein Leben in Freiheit haben und trotzdem immer wieder zu ihm kommen und etwas Futter von ihm bekommen. Was ich auch faszinierend fand war dass wenn die einen oder zwei Kilometer entfernt waren und er sie nur rief, sie sofort zu ihm kamen.

Ich bin meistens zwischen 8 und 20 nach 8 aufgestanden, hab uns Kaffee gemacht und Cornflakes auf der Veranda gegessen und den Vögeln und dem Rauschen des Meeres zugehört... Dann zwischen 9 und 10 hab ich mit meiner Arbeit angefangen, hauptsächlich Gartenarbeit: Unkraut jäten, altes totes Gestrüpp und blätterzeug entfernen, Bäume und Büsche zurecht schneiden... Hat mir aber trotzdem gefallen! Ich hab's einfach genossen mal so was völlig anderes zu machen als normal...mitten in der Natur zu sein und in der Natur zu arbeiten, die Gedanken abschweifen zu lassen... Gegen Ende hatte ich auch oft einfach die Aufgabe mir Spring, Hila und Cancade (3 seiner Pferde) zu schnappen und sie ordentlich zu pflegen, striegeln usw. Vor allem Spring sollte sich wohl fühlen und hübsch finden da sie trächtig war und viel Zuneigung und Liebe brauchte (vor paar Monaten wurde ihr Baby getötet von Nachbarn, die neidisch auf Rod sind weil er sich alles so toll aufgebaut sind und sie selbst ihre Ärsche nicht hochkriegen, eins seiner Pferde wurde auch schon mal gestohlen...). So zwischen 1 und 2 haben wir dann meistens lunch gegessen - er ist ein großartiger koch!! (Und die Regel war er kocht und ich wasch das Geschirr..) Danach hab ich noch bis so 4 oder 5 weiter gearbeitet und hatte dann frei. Da hab ich mich dann manchmal einfach auf die Veranda gesetzt und gelesen oder bin am Strand entlang spazieren gegangen... Oder wir sind fischen gegangen oder reiten. Seit ich damals das reiten angefangen hatte, hab ich davon geträumt mal irgendwann am Strand entlang zu galoppieren - dieser Traum wurde endlich erfüllt und es war soooo toll!!! Ich hab mich so frei und erfüllt und glücklich gefühlt! Bei einem Ausritt sind wir mal auf einen Hügel/ Berg hochgeritten (durch den Bush durch) und von dort hatte man sooo eine tolle Aussicht ! Dort haben wir dann den Sonnenuntergang beobachtet (überhaupt hab ich fast jeden Tag den Sonnenuntergang gesehn...wunderschön!!). Als es dann zu dämmern angefangen hat sind wir zurück geritten, aber es war nicht wirklich dunkel weil es fast Vollmond war. Zuhause in München sieht man einfach ne helle Scheibe am Himmel wenn Vollmond ist, aber hier hab ich gemerkt wie hell der Mond eigentlich scheint! Es war wie eine Taschenlampe oder so, gab richtig Schatten und man hat alles eigentlich ganz gut gesehn! Und überhaupt sieht man so viiiiele Sterne so einen schönen Nachthimmel hab ich noch nie gesehn! Und wir sind im Mondschein am Strand galoppiert...das war einfach nur WOW.

Ich bin ja eigentlich Vegetarier. Aber hier bei Rod hab ich trotzdem Fisch und Fleisch gegessen. Der Grund: der Fisch ist selbst gefangen, das Tier selbst erlegt. Es war ein wildes Tier, das ein gutes und schönes Leben in Freiheit hatte und jetzt zufälligerweise eben sterben musste. Tiere in Massentierhaltung, oder auch biofleisch oder Freilandtierfleisch - deren einziger Sinn ihrer Existenz ist es irgendwann vom Mensch gegessen zu werden. Aber der der Tiere die wir gegessen haben eben nicht. Ich bleib aber trotzdem weiter Vegetarier (außer vielleicht wenn es sich um ein selbst erlegtes wildes Tier handelt).

In der ersten Woche war super warmes Wetter, in der zweiten hat es fast jeden Tag abwechselnd geregnet und die Sonne geschienen, in der dritten Woche war wieder super sonniges und warmes Wetter. Rod nimmt nicht nur wwoofer wie mich auf, sondern auch Backpacker oder einfach Touristen (max. 15 Leute), die dann aber für die Nächte und Aktivitäten (Fischen und Ausreiten) was zahlen müssen (ist aber billig im Vergleich zu anderen). In der dritten Woche waren für paar Tage zwei Engländer und zwei Kiwis (so nennt man die Neuseeländer hier) da, ansonsten war ich alleine. Ich hatte ein Mini Zimmer in dem zwei Hochbetten waren. Das Bett war eine Armlänge breit (also sehr schmal) und das Bett über mir (ich schlief unten im Hochbett) so tief dass ich mich nicht mal aufsetzen konnte. War aber nicht so schlimm weil ich eh den ganzen Tag draußen war, und abends nach dem Dinner lag ich noch auf der Couch während hinter mir der Feuerofen den Raum warm und gemütlich gemacht hat.

Ich hab mich sofort wohl da gefühlt und wie zu Hause gefühlt. Rod war ein super Host, sehr offen, er hat immer ganz viele Geschichten erzählt, er hat immerzu vor sich hin gesungen was ne nette Atmosphäre gemacht hat und ja er ist einfach ein warmherziger Mensch, deshalb hab ich mich gleich wie zuhause gefühlt.

Bei den Maoris gibt es verschiedene Stämme und jeder Stamm/Ort hat ein Marae, das ist so eine Art Gemeinschaftszentrum wo Hochzeiten, Beerdigungen und sonstige Gemeinschaftsanlässe gehalten werden. Daneben ist immer eine kleine Kirche. Am letzten Tag (Sonntag) hat er mich zu seinem Marae in Mitimiti (wo fast nur Maoris leben) gebracht und mir viel über seine Kultur erzählt was mich sehr interessiert hat! Er hat mich auch zum Friedhof gebracht der daneben auf einem Hügel liegt - mit Blick aufs Meer! Dort liegen auch seine Eltern und viiiele Onkel, Tanten, Ururgroßeltern...fast jedes Grab ist von einem (entfernten) Verwandten von ihm. Montag Vormittag hab ich den Pferden noch mal einen Besuch abgestattet und bin noch den Hügel/Berg hinter seinem Haus raufgelaufen, durch den Bush hindurch, das hat mir total gefallen weil es einfach so urwaldmäßig alles ausschaut, erinnert so an den Dschungel, und das find ich echt cool, vor allem weil ich in so nem Wald noch nie war. Und ich hatte nen super Ausblick! Mittags hieß es dann good bye paradise - oder eigentlich eher see you later, denn ich habe beschlossen am Ende meiner Reise noch mal hier her zukommen!

Rod hat einen israelischen Freund in Kerikeri, der wie er selbst Backpacker in seinem Zuhause aufnimmt. Zu ihm hat Rod mich gebracht, und seit Montag Abend bin ich eben hier bei Shimon (und hab endlich wieder WLAN- bei Rod hatte ich die 3 Wochen davor kein Internet, nicht mal Handyempfang, deshalb konnte ich keinen Blogeintrag schreiben). Bei Shimon sind auch ein paar andere israelische Backpacker, die alle sehr nett und offen sind, man kann gut mit ihnen plaudern. Am Dienstag hab ich nicht viel gemacht, bin bisschen durch das Städchen Kerikeri gelaufen, hab nach neuen wwoof hosts recherchiert... Ich hab einen neuen wwoofing Platz aber erst ab 25. Oktober, und muss jetzt noch etwas finden für die Zeit dazwischen (hab mind. 20 Hosts angeschrieben und warte noch auf Antworten).

Gestern (Mittwoch) hab ich einen Tagesausflug nach Cape Reinga gemacht, das ist die ganz oberste Spitze von Neuseeland! Das war eine geführte Bustour, die ich am Abend davor noch spontan gebucht hab. Um 10 vor 8 sollte der Bus in Kerikeri ankommen. Als er um 5 nach 8 noch nicht da war bekam ich die Sorge dass ich am falschen Punkt stehe oder die Buchung zu spät war und der Bus mich nicht abholen wird, und ich umsonst gezahlt habe. Deswegen hab ich die Tourorganisatoren angerufen um mich zu vergewissern dass alles gut läuft, und genau in dem Moment kam der Bus um die Ecke - puhh! Der Bus hat verschiedene Stationen abgefahren und dazwischen auf der Fahrt hat der Busfahrer (ein Maori) über alles mögliche erzählt was echt sehr interessant war. Der erste Halt war im Puketi Kauri Forest. Da gibts ganz große und dicke und vor allem alte (mehr als tausend Jahre alt) Kauri Bäume, das war sehr beeindruckend! Dann haben wir noch in Taipa gehalten, bei einer netten Bucht. Danach ging's weiter zum 90 Miles beach, ein eeewig langer Sandstrand der ganz in den Norden führt. Das ist ein offizieller Highway, d.h. man sieht dort immer wieder Autos rumfahren (die auch Vorrang haben). Dort hat der Bus auch noch mal nen Stopp gemacht für Fotos. Danach sind wir wieder bisschen ins Inland gefahren und haben eine kleine Herde wilder Pferde gesehn, wow! Schließlich kamen wir oben beim Cape Reinga an. Wow das war beeindruckend! Man dreht sich um sich selbst und überall sieht man Meer (außer direkt hinter einem natürlich)! Zur Linken ist der tasman sea und zur Rechten der pacific ocean, und vor einem treffen die beiden Meere aufeinander! Und dann die atemberaubende Landschaft... Das war richtig toll! Auf dem Rückweg sind wir zu den giant sand dunes gefahren, rießige sanddünen es sieht schon fast aus wie eine kleine Wüste! Dann hat sich jeder ein Surfboard geschnappt und ist den Sandberg raufgewandert. Von da ging's echt steil runter, von unten sah das gar nicht so steil aus! Man hat sich dann mit dem Bauch auf das Brett gelegt und ist runter gesaußt, das hat echt spaß gemacht! War insgesamt ein aufregender und toller Tag gestern!

Ich hatte während meiner Zeit bei Rod gehofft dass Spring ihr Baby bald bekommt, ich wollte unbedingt dabei sein! War aber leider nicht so, sie hat es gestern morgen bekommen. - Und Rod hat es nach mir benannt!! Er hat schon manch andere Pferde nach für ihn wichtigen Gästen benannt, deswegen hat es mich total gefreut!! Überhaupt war er scheints sehr zufrieden mit meiner Arbeit, immer wenn wir jemanden getroffen haben (irgendeinem Kumpel aus Mitimiti oder Cousin/Cousine) hat er mich in höchsten Tönen gelobt, dass ich so eine gute workerin sei, da wusste ich immer gar nicht was ich sagen soll aber ich war natürlich glücklich das zu hören! Auf mein wwoofing Profil hat er folgenden Feedback hinterlassen: "KIAORA WOOF HOSTS:) WELL...ONCE AGAIN,I"VE CRACKED IT:))) FOR THE LAST 3 WEEKS,I"VE HAD LEONIE STAYING WITH ME AND ITS BEEN TOTALLY AWESOME: LEONIE IS ONE OF THE BEST WOOFERS I"VE EVER HAD.SHES CLEAN,TIDY,ORGANISED AND A LOT OF OTHER THINGS AS WELL. I HAD HER PRUNING TREES,WEEDING,CLEANING,PREPARING MEALS,HANDLING HORSES AND LOTS OF OTHER THINGS AND SHE DID THEM ALL WITH A SMILE, I COULD GIVE HER ANY JOB AND SHE DID IT TO THE BEST OF HER ABILITY(GENERALLY BETTER THAN WHAT I EXPECTED) AND COULD LEAVE HER TO DO IT UNSUPERVISED. I WOULD HIGHLY RECOMEND HER TO ANY HOST WHO NEEDS A VERY HARD WORKER WHOSE HONEST AND TOTALLY RELIABLE. WE HAD A VERY GOOD TIME TOGETHER AND AM SURE YOUS WILL TOO. THIS LADIES A SUPER WOOFER :) ENJOY OUR COUNTRY LEONIE AND SEE YOU AGAIN :)" Das macht mich so froh das zu lesen! Soo nun habt ihr denk ich nach diesem ewigen Eintrag einen Einblick in mein bisheriges Leben in Neuseeland bekommen! Ich freue mich aber auch, euch alle bald wieder zu sehn (noch ca 5 Monate!).

 

Leonie :)